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Menschen am Sonntag – Berliner Doku-Fiktion aus einer längst vergangenen Ära

Menschen am Sonntag Screenshot

Foto – Menschen am Sonntag – Screenshot aus YouTube

Eine Mischung aus Dokumentarfilm und locker komponiertem Drama, dem Schwarz-Weiß-Film, Menschen am Sonntag war ein Überraschungshit, als er im Februar 1930 in Berlin veröffentlicht wurde.

In den Titeln als Film Studio 1929’s, „erster Versuch…ein Film ohne Schauspieler“ beschrieben, dreht sich die Hauptrolle in Menschen am Sonntag um einen Tagesausflug zum Wannsee, einem großen See am Stadtrand von Berlin. Er wurde im Laufe von mehreren Sonntagen im Sommer 1929 gedreht.

Die zentralen Charaktere werden in den Untertiteln der Eröffnungssequenz vorgestellt:

Erwin Splettstösser fährt die Taxe 1A 10088

Brigitte Borchert, hat im letzten Monat 150 Mal die Platte: “In einer kleinen Konditorei” verkauft

Wolfgang von Waltershausen, Offizier, Landwirt, Antiquar, Eintänzer, zur Zeit Weinreisender.

Christl Ehrers läuft sich als Film-Komparsin die Absätze schief.

Annie Schreyer, ein Mannekin.

Die Aktion beginnt am Samstag, als Wolfgang Christl, der anscheinend versetzt wurde, am Bahnhof Zoologischer Garten kennenlernt und eine Verabredung am Sonntag vorschlägt. Jeder bringt eine Begleitung mit, als sie sich am nächsten Tag treffen.

Das Drama zwischen den vier Tagesausflüglern (Annie ist durchweg abwesend), wird mit Aufnahmen von Badegästen im Strandbad Wannsee und einer ziemlich bizarren Montage von Popo-Klatsch-Spielen und Wer-zuerst-lacht-Wettbewerben unterbrochen.

Wenn der Film zu Ende geht, steht in den Untertiteln:

Und dann am Montag…wieder Arbeit…wieder Alltag…wieder Woche…4 Millionen warten auf den nächsten Sonntag.

Das Manuskript zu Menschen am Sonntag wurde von Billie Wilder, später bekannt als Billy Wilder, verfasst, der Deutschland verließ, als die Nazis die Macht ergriffen und der eine erfolgreiche Hollywood-Karriere hatte, am bekanntesten als Produzent und Regisseur von Some Like It Hot.

Curt Siodmak (bekannt als Kurt Siodmak), auf dessen Reportage Wilders Manuskript basierte, der Kameramann Eugen Schüfftan und die Co-Regisseure Robert Siodmak und Edgar G Ulmer waren auch international erfolgreich.

Von allen hatte nur Schüfftan einen Namen, nachdem er den Schüfftan-Prozess erfunden hatte, wie er in Fritz Langs Metropolis verwendet wurde.

Wie in den Titeln beschrieben, ist die auf YouTube verfügbare ‘Vollversion’ von Menschen am Sonntag nicht das komplette Original. Die ursprünglich freigegebene Version war 2.014 m lang, während diese restaurierte Version 1.839m ist. Leider:

Das Originalnegativ ist verloren gegangen, eine vollständige Kopie der Originalfassung ist nicht erhalten.

Die vorliegende Fassung beruht auf einer Kopie des Nederlands Filmmuseum: der gekürzten holländischen Verleihfassung mit einer Länge von 1.615m. Fehlende Szenen wurden soweit als möglich ergänzt.

Hierzu dienten Kopien aus Cinémathéque Suisse, der Cinémathéque Royale de Belgique und der Fondazione Cineteca Italiana.

Die deutschen Zwischentitel wurden anhand der Zensurkarte neu angefertigt.

Der Film hat jetzt ein Länge von 1.839m.

Menschen am Sonntag ist nicht nur ein bahnbrechender Film, sondern auch wie die Sinfonie der Großstadt davor, ein wertvolles Dokument Berlins während der Weimarer Zeit – halte Ausschau nach einem seltenen Blick auf die Siegessäule in ihrer alten Position vor dem Reichstag, den noch seine ursprüngliche quadratische Kuppel rühmt.

Menschen am Sonntag

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