Die Verkehrskanzel – eine private Aussichtsplattform über den Kurfürstendamm

Die Verkehrskanzel, eine Verkehrskontrollösung aus den 1950er Jahren, liegt zwischen den Bäumen an einer belebten Kreuzung an einer der berühmtesten Einkaufsstraßen Europas und ist ein Relikt aus vergangenen Zeiten.

Es ist schwer vorstellbar, wenn man den heutigen Verkehr an der Ecke Kurfürstendamm und Joachimstaler Straße beobachtet, aber in dieser Glaskiste saß einst ein Polizist und bediente manuell die Ampeln.

Von seinem Ausguck aus Aluminium und Glas, 4,5 m über dem Bürgersteig, hatte der Polizist einen freien Blick auf den Verkehr in alle Richtungen. Er hätte auch, wäre er anfällig für Ablenkung gewesen, den perfekten Aussichtspunkt gehabt, um die Kunden im Café Kranzler zu beobachten, die Kaffee getrunken haben, während sie die Welt vorbeiziehen sahen.

Die von Werner Klenke und Werner Düttmann unter der Leitung von Bruno Grimmek entworfene Verkehrskanzel wurde im Dezember 1955 in Dienst gestellt. Ihre Nützlichkeit war jedoch von kurzer Dauer. Bis Oktober 1962 hatte es der rasche Anstieg des Verkehrsvolumens einem Mann unmöglich gemacht, den Strom von Fahrzeugen effektiv zu kontrollieren, und die Lichter wurden automatisiert.

Im Jahr 1989 wurde die Verkehrskanzel und der Kiosk, auf dem sie steht, zusammen mit dem integrierten U-Bahnhof und den öffentlichen Toiletteneingängen geschützt. Sie soll als gutes Beispiel für die Architektur und das Kunstwollen der 1950er Jahre ‘mit seinem Streben nach Leichtigkeit und Schwerelosigkeit, nach asymmetrischen Kompositionslösungen’ erhalten werden.

Bei all ihrem architektonischen Wert konnte niemand für die Verkehrskanzel eine dauerhafte Nutzung finden, obwohl hier schon seit 1984 einige temporäre Kunstausstellungen stattgefunden haben.

Im Jahr 2011 präsentierte Uwe Mengel seine Installation Frontstadt West-Berlin zum 50. Jahrestag der Errichtung der Berliner Mauer. Er kombinierte eine Toncollage aus Originalaufnahmen aus Ost- und Westberliner Radiosendern mit historischen Fotos, darunter auch einige der Verkehrskanzel in Betrieb.

Wie die verlassene Autobahnverlängerung der Westtangente ist die Verkehrskanzel ein Rückblick auf die gescheiterte Stadtplanung und zaubern mir irgendwie immer ein Lächeln auf mein Gesicht.