Wenn du in Berlin rumgebummelt bist, hast du wahrscheinlich ab und zu eine kleine grüne Metallhütte bemerkt, die ein bisschen wie ein Sommerhaus aussieht, aber hast du dich gefragt, was sie war? Die Struktur, die du gesehen hast, und die Berliner ‚Café Achteck‘ nennen, ist eigentlich eine Toilette.
Ich sah mein erstes Café Achteck am Senefelderplatz bei meinem ersten Besuch in der Stadt und hielt an, um die Einfachheit von Design und Form zu würdigen. Erst als ich die ‚Herren‘ und ‚Damen‘ Schilder auf einer ähnlichen Hütte am Gendamenmarkt sah, erkannte ich die wahre Natur der Konstruktion, die ich so bewundert hatte.
Die Geschichte dieser ikonischen öffentlichen Toiletten kann bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückverfolgt werden – Berlin hinkte hinter modernen Hauptstädten wie London und Paris in ihren Bemühungen zur Kanalisierung zurück, und die wachsende Bevölkerung der Stadt wurde zunehmend durch den daraus resultierenden Gestank beleidigt.
Die Polizei war damals für alles verantwortlich, was auf und unter den Hauptstraßen der Stadt geschah. Der Berliner Polizeipräsident Karl Ludwig von Hinckeldey weigerte sich jedoch, die notwendigen Gelder für den Bau öffentlicher Toiletten zur Verfügung zu stellen. Infolgedessen wurde er im Reim verspottet:
Ach lieber Vater Hinckeldey
mach uns für unsre Pinkelei
doch bitte einen Winkel frei
Ein wachsendes Bewusstsein für den Zusammenhang zwischen Hygiene und Krankheit zwang das Thema weiter und unter Hinckeldey’s Nachfolger wurden 1863 die ersten öffentlichen Urinale installiert.
Diese ursprünglichen Modelle waren oval mit Platz für zwei Männer. Berlin’s Stadtbaurat Carl Theodor Rospatt erkannte, dass diese Zwei-Mann-Toiletten für die schnell wachsende Bevölkerung in Berlin nicht ausreichten. Er war es, der die achteckigen, waldgrünen, gusseisernen Konstruktionen im Jahr 1878 einführte, die offiziell als „Waidmannslust“ bekannt wurden und denen die Berliner den Spitznamen Café Achteck gaben.
Diese neuen Pissoirs, mit Plätzen für 7 Stehpinkler, entspannte den Druck auf die männlichen Blasen der Stadt, aber bis zu diesem Punkt waren die Bedürfnisse der Frauen nicht angemessen berücksichtigt worden.
Öffentliche Toiletten für Frauen wurden ursprünglich aus Sicherheits- und Schicklichkeits- ‚gründen‘ unberücksichtigt. Die ersten Toiletten für beide Geschlechter wurden 1879 gebaut und 1899 wurde ein größeres rechteckiges Gusseisendesign im Stil des Café Achteck, mit Klosetts für Männer und Frauen, auf den Straßen von Berlin verwendet.
Um die Wende des 20. Jahrhunderts gab es in Berlin mehr als 100 Café Achteck Pissoirs, aber nur eine Handvoll ist erhalten geblieben.
Eine Schicht grüner Farbe war natürlich keine Verteidigung gegen die Bomben, die im Krieg auf Berlin fielen, und wegen der mangelnden Instandhaltung, besonders im Kalten Krieg in Ost-Berlin, erlagen viele der verbliebenen Metallkonstruktionen dem Rost und Vandalismus.
Mit dem wunderbaren ‚Tempel aus Gusseisen‘ von Hilmar Bärthel als Guide bin ich im Juni 2016 losgegangen, um alle in Berlin verbliebenen Café Achteck aufzuspüren und zu fotografieren.
Ich war erstaunt, dass einige der von Bärthel in seinem Aufsatz, erschienen im November 2000, als ‚unter Denkmalschutz‘ gekennzeichneten gusseisernen Pissoirs inzwischen verschwunden waren.
Ich habe 13 Café Achteck gefunden, die noch stehen (auf der Karte blau markiert), eines davon in der Huttenstraße wird nicht mehr als Toilette benutzt; die schwarzen Stecknadeln zeigen, wo die Bedürfnisanstalten inzwischen entfernt wurden – es bleibt nur noch ein achteckiger Metallriss auf dem Boden, das den ehemaligen Standort des Klos in der Malplaquetsraße kennzeichnet.
Ein Beispiel für das spätere rechteckige Modell wurde umgebaut und beherbergt heute eines der beliebtesten Burgerbuden Berlins, Burgermeister (grün markiert) unter der Hochbahn der U1 am Schlesischen Tor; und zwei weitere rechteckige Toilettenblöcke sind am Arkonaplatz und am Boxhagener Platz noch immer in Gebrauch (gelb markiert) und dürften sonntags an beiden Standorten von Flohmarktbesuchern genutzt werden.
Toiletten sind vielleicht nicht glamourös, aber ich hoffe aufrichtig, dass die restlichen Café Achteck in Berlin als ein Beispiel eines klassischen Stadtmöbeldesigns und einer Lösung des 19. Jahrhunderts zu einem ewigen Problems, bewahrt werden.
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